Design kann ein mächtiges aktivistisches Tool sein, das mit den Regeln der Gestaltung und Ästhetik Aufmerksamkeit auf Missstände geben kann, welche von der breiten Bevölkerung bisher nicht viel Aufmerksamkeit bekommen haben oder um gefestigte Denkmuster zu hinterfragen. Durch Gestaltung können wir beeinflussen, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen und interpretieren. Durch Film, Mode, Typografie, Grafik, Animation, Illustration, Fotografie und vielen weiteren kreativen Werkzeugen lassen sich Botschaften und Ideen verbreiten, die politische oder soziale Veränderungen anstreben können.
Hier sind einige Möglichkeiten, wie Design politisch sein kann:
Gestaltung von Kampagnen und Protestaktionen:
Design kann dazu beitragen, politische Botschaften und Forderungen in einer visuell wirkungsvollen und einprägsamen Art und Weise zu kommunizieren, um Menschen für politische Anliegen zu mobilisieren.
Schaffung von Symbolen und Logos:
Durch das kreieren von Symbolen und Logos lassen sich assoziationen schaffen, die für politische Bewegungen und Organisationen repräsentativ sind. Beispiele für solche Logos sind die Flaggen der “Antifaschistischen Aktion”, der Schwarze Panter der “Black Panther Party” oder das “Fairtrade”- Logo, welches einen Wissen lässt, dass Produkte aus Fairer Lohnarbeit stammen sollen. Selbstverständlich gibt es auch negativ Beispiele wie das “rebranding” des religiösen Glücks-Symbol der “Swastika” zum “Hakenkreuz” aus der Nationalsozialistischen Zeit mit Hitler.
Gestaltung von öffentlichen Räumen und Infrastrukturen:
Die Gestaltung von öffentlichen Räumen und Infrastrukturen lassen sich durch grafische und architektonische Elemente beeinflussen, die politische Auswirkungen haben können. Beispielsweise können öffentliche Plätze und Gebäude so gestaltet werden, dass sie politische Diskussionen und Versammlungen fördern oder unterdrücken. Negative Beispiele sind hier Beispielsweise “Defensive Architektur”. Dieser Begriff beschreibt die öffentliche Architektur, die sich gezielt gegen obdachlose Personen richtet. Öffentliche Plätze werden so unbequem und eingrenzend wie möglich gestaltet, um eine Niederlassung von Wohnungslosen zu verhindern.
Positive Beispiele für die gezielte Verwendung von aktivistischen Design:
Das Kollektiv “Now You See Me Moria”, rief im Januar 2021 zu einer Aktion auf, um das Bewusstsein der Öffentlichkeit für das Flüchtlingslager Moria zu schärfen. Moria ist das größte Flüchtlingslager Europas und liegt auf der Insel Lesbos in Griechenland. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2015 sind die Lebensbedingungen in dem Lager unmenschlich geworden, was zum Teil auf die extreme Überbevölkerung zurückzuführen ist. Designer*innen aus der ganzen Welt wurden aufgefordert, Plakate auf der Grundlage der in den Lagern aufgenommenen Fotos zu gestalten. Dabei entstanden 446 Plakate, die über die Website von “Now You See Me Moria” für die Öffentlichkeit frei zugänglich waren. Diese sollten heruntergeladen, ausgedruckt und an öffentlichen Plätzen verteilt und aufgehängt werden.
Sie wurden auch bei Demonstrationen vor Regierungs- und EU-Gebäuden in europäischen Großstädten am 14. Februar, dem Valentinstag, verwendet.
“Habibi You Know" ist eine in Niedersachsen ansässige Bekleidungsmarke, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die arabische Schrift zu entstigmatisieren. Aufgrund öffentlicher Medien, wird die arabische Sprache und ihre Schrift mit negativen Assoziationen und Terrorismus verknüpft, welches dazu führt, dass in der westlichen Gesellschaft misstrauen und unwohlsein ausgelöst wird. Somit wird eine ganze Sprache, Kultur und Schrift missverstanden und diskriminiert.
Deshalb is Habibi’s Manifest: ”This is Habibi – a beautiful word in Arabic that means “Sweetheart”. And this is us taking a stand. We stand straight and wear Habibi with pride close to our hearts. The aim? Spread a sweet message to change a bitter misconception.”
Das “STYKKY Network” von Hani Wibowo und Ngoc Anh Phan bringt mit ihren Arbeiten Aufmerksamkeit auf asiatische FLINTA Designer*innen, die in Deutschland leben. Sie wollen mit ihrem Netzwerk mehr Aufmerksamkeit und empowerment für Deutsch-Asiatische Designer*innen schaffen.
“Solidarithek” ist eine Non-Profit Organisation, die über die Plattform “supportyourlocaldealer.org” lokalen Unternehmen, aber auch größere humanitäre Projekte durch Soli Prints mit Künstler*innen und Designer*innen umsetzt. Freiwillige Kunstschaffende erstellen Grafiken oder Illustrationen, die gesammelt in einen Textil Druck umgesetzt werden. Alle Erlöse von dem Verkauf der T-Shirts und Hoodies gehen zu 100% an die partizipierende Organisation. So sind in den letzten Jahren kollaborationen mit “from: Iran” für die Freiheitsbewegung “Jin Jiyan Azadî – Women Life Freedom”, “Dein Topf” - ein gemeinnütziger Verein zur sozialen Lebensmittelverteilung & Essensausgabe in Hamburg und vielem mehr entstanden.
Eine Plattform für kritisches Design & Empowerment