Chioma ist eine 27 jährige Black queer nonbinäre Person. Geboren, aufgewachsen und eine überschaubare Ausbildung für Kommunikationsdesign & Art Direction durfte Chioma in Hamburg im 10. Stock der Hamburger Akademie genießen. Weil die Welt dort aber noch zu klein war und Chioma gerade im politischen Kontext aus den bisherigen Strukturen ausbrechen wollte, ging es 2019 nach Berlin. Dort festigte sich der Boden erst nach zahlreichen unbezahlten Freelancing Jobs nach dem Chioma mit 3 BIPoC Frauen ROOTS Berlin aufbaute und kurz darauf einen Teilzeitjob bei ACB als Content Designer*in anfing.
Was hat dich dazu inspiriert/ motiviert Designer*in zu werden und kreative Arbeit zu leisten?
Ich habe mich schon immer für Gestaltung als solches interessiert, dass es meine Art und Weise war, Dinge zu verstehen und auszudrücken. Bin also ein sehr visueller Mensch. Ebenfalls hat mich meine Mutter schon als kleines Kind oft darin bestärkt, mich durch Malen und auch durch Klamotten auszudrücken. Mode schien mir zu kompliziert zu studieren, Design wiederum nicht haha.
Kannst Du mir von einem aktuellen Projekt erzählen, an dem Du gearbeitet hast, und von den gestalterischen Herausforderungen, mit denen Du konfrontiert warst/bist?
Ich habe in den letzten Monaten (Freelancing) für den Koreaverband und dessen Anti-rassistischem Projekt für mehr Sichtbarkeit von Denkmälern der BIPoC-Community, sowie für Transsexworkers, die sich für die entkriminalisierung von Sexarbeiter*innen in Berlin Schöneberg durch Walks durch das Viertel einsetzten, gearbeitet.
Ich denke meine Herausforderung für solche Projekte ist oft, herauszufinden was die Auftrageber*innen sich wünschen und sehen wollen. Denn mir kommt es gerade bei kleinen Projekt-Teams so vor, als dass diese Teams zwar Wünsche haben, aber ihnen die Worte manchmal fehlen. Oder auch, dass ihnen mein Design-Style gefällt, aber die Vorstellungskraft für das große Ganze fehlt.
Deshalb ist es meine Aufgabe, diese gigantisch große Design-Welt so zu komprimieren, dass sie verstehen können, was es für Möglichkeiten und Grenzen gibt.
Welches ist dein Persönliches Lieblingsprojekt aus deinen und ein Lieblingsprojekt aus der Arbeit einer anderen Person?
Ich tue mich super schwer mit “lieblings Dingen”, da sie in mir Druck ausüben etwas in eine Hierarchie einzuteilen, die es oft in meinem Kopf für solche Dinge nicht existiert. Deshalb teile ich einfach Dinge, die mir gefallen.
Carlota guerrero ist einfach in der aesthetic und den Zusammenhang mit Körper und Geist eine unglaublich inspirierende Person für mich. Carlotas Buch fasst dieses von mir beschriebene Gefühl sehr gut zusammen.
Und bei meinen Arbeiten schaue ich nach wie vor gerne auf meine Abschlussarbeit. Auch wenn ich heutzutage einiges noch pfeilen würde oder mehr ins Detail gehen würde – ich habe es geliebt Identität auf eine gesellschaftliche Ebene und die persönliche zu unterteilen und ein Appell an die Lesenden Menschen zu setzen, dass wir die Fähigkeit der Reflexion mehr als ein Bindeglied nutzen sollten. Ungefähr so.
Du leistest seit geraumer Zeit viel Community Work, auch im Design Bereich durch ROOTS Berlin. Welche Momente schätzt du bei deiner Tätigkeit am meisten? Wirst du auch mit Hürden konfrontiert?
Am meisten schätze ich, dass ich die Freiheit habe alles so zu gestalten, wie ich mich gerne in ROOTS Berlin entfalten möchte. Die Schwierigkeit liegt darin aber auch zu verstehen, dass manchmal Design nicht nur Art und Ästhetik ist, sondern die Hülle für das was wir eigentlich sagen wollen.
Wie kam es zu der Gründung von ROOTS Berlin?
ROOTS Berlin wurde zum Zeitpunkt nach den ersten BlackLivesMatter Demos gegründet. Das Community Empfinden, das Zusammenkommen und das sich gegenseitig sehen und unterstützen – all diese Empfindungen sollten sich nicht einfach wieder auflösen. Deshalb wurde ROOTS Berlin gegründet.
Wie empfindest Du die Repräsentation und Darstellung im deutschen Design?
Niederschmetternd gering leider. FLINTA* Designer*innen finde ich hin und wieder mehr, als BIPoC. BIPoC kenne ich tatsächlich nur Freund*innen und dann hin und wieder via Instagram solche, die außerhalb Deutschlands leben. Leider fehlt meines Erachtens diese Präsentation weitgehend!
Was ist deiner Meinung nach das wichtigste Tool/ die wichtigste Eigenschaft von Designer*innen/ Künstler*innen?
Vielleicht das Erkennen der Wünsche von den Auftraggeber*innen und dann den eigenen Stil selbstbewusst einfließen zu lassen.
Welche Konversationen sollten im Design mehr geführt werden?
Designer*innen sollten im Allgemeinen mehr Credits bekommen. Ich sehe nur dass Designer*innen ihren Stuff auf ihren Accounts posten (find das schon schwer, weil du quasi 2 mal Designs für die anderen und dann nochmal bei dir puh oder geht es nur mir so?) und sonst bekommen Designer*innen meines Erachtens viel zu wenig Lob / Credits für ihre Arbeit.
Wie gehst Du bei der Gestaltung für Kund*innen mit widersprüchlichen Werten oder Überzeugungen vor? Gibt es da Wege wie Du dich selbst davor schützt?
Ich weiß bisher noch nicht um solche Tools, freue mich aber über einen Austausch darüber. Denn bisher schütze ich mich damit indem ich meine Freelancing Arbeiten fast nur ausschließlich für die BIPoC und LGBTQAI+ Community anbiete. Das bedeutet nicht, dass mir nicht auch solche Situationen begegnen können, dennoch kam es bisher noch nicht dazu.
Gibt es deiner Meinung nach etwas, das Designer*innen auf gar keinen Fall tun sollten?
Designer*innen sollten 1. auf gar keinen Fall nicht an sich glauben (haha selfnote) und auch bitte auf gar keinen Fall diese Konkurrenzpolitik weiterführen, die uns der Kapitalismus anbietet. Wir sind alle unterschiedlich und mache geile Arbeit! Sich gegenseitig feiern ist so viel nicer, als das Gegenteil.
Deine liebsten Designer*innen Ressourcen für Tutorials, Programme, Assets, Fotos, Fonts, Mockups und zur Weiterbildung:
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