Đôn Hoàng ist ein*e multidisziplinäre*r Designer*in aus Berlin. Đôn's Arbeit setzt den Fokus auf politische Aufklärungsarbeit, Empowerment, Anti-Rassismuss und intersektionaler Queerfeminismus. Derzeit ist Đôn bei GePGeMi e.V. (Gesellschaft für psychosoziale Gesunheitsförderung bei Migrant*innen) Đôn und arbeitet für das Projekt "Asiat*innen aktiv". Dort schafft Đôn Schnittstelle zwischen soziale/politische Arbeit und Design.
Foto: Julia Sang Nguyen
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Was hat dich dazu inspiriert/ motiviert Designer*in zu werden und kreative Arbeit zu leisten?
Obwohl ich als Kind bilingual aufgewachsen bin, fehlten mir für viele Dinge die richtigen Worte. Mein vietnamesisch ist zu schlecht, um tiefgründige Gespräche mit meinen Eltern zu führen und selbst bei meinem deutsch habe ich manchmal das Gefühl, es könnte besser sein. Visuelle Bilder sind für mich eine andere Form zu kommunizieren. Zuerst entdeckte ich die Fotografie, dann Grafik Design und dann digitale Medien, die mir dabei halfen, auf eine andere Art und Weise zu sprechen.
Wie hälst Du dich über Designtrends und aktuelle (politische/ anti-rassistische/ feministische) Debatten und Entwicklungen auf dem Laufenden
Durch den Austausch im Verein und auch die Arbeit mit Betroffenen erhalte ich einen persönlichen Einblick in verschiedenen Lebenswelten vor allem von süd/ost-asiatischen Migrant*Innen erster Generation. Außerhalb der Arbeit versuche ich mich stets über aktuelle Debatten auf dem Laufenden zu halten, über Nachrichten, Büchern, Austausch mit anderen Menschen oder Social Media. Ich denke, wenn man selbst betroffen ist und in gewissen Communities unterwegs ist, erhält man automatisch Zugang zu all den Informationen, die für einen selbst relevant sind.
Du leistest seit geraumer Zeit viel Community Work, auch im Design Bereich. Welche momente schätzt du bei deiner Tätigkeit am meisten? Wirst du auch mit Hürden konfrontiert?
Bei meiner Arbeit bei GePGeMi e.V. erhalte ich Einblicke in soziale und politische Arbeitsprozesse. Vor allem der Austausch mit Arbeitskolleg*innen und der Einblick in die politische Vereinsarbeit in Berlin, eröffnet mir neue Perspektiven. Auch die direkte Arbeit mit Teilnehmende bei unseren Workshops und Veranstaltungen erzeugt eine Nähe, die auch Einfluss auf meine Gestaltungsarbeit haben kann.
Wirkungsorientiertes Arbeiten spielt dabei eine große Rolle. Das bedeutet, einzuschätzen, welche Wirkung unsere Arbeit hat und diese abgleichen mit der Wirkung, die wir erzielen möchten.
Da unsere Arbeit aber gleichzeitig auch von Fördermitteln abhängt und Ressourcen genauestens berechnet sind, gibt es bei der Gestaltung oftmals nicht viel Spielraum und Zeit für kreativ oder konzeptionell aufwändige Ideen. Es ist nunmal nicht die freie Marktwirtschaft und vielleicht ist das auch gut so. Ich denke aber, das wenn es mehr Strukturen und Fördermittel für Designarbeit geben würde, gäbe es auch mehr Designer*innen die nach dem Studium nicht ihre Seele an irgendwelche Corporate Kunden verkaufen zu müssen, um zu überleben.
Wie empfindest Du die Repräsentation und Darstellung von Vietnames*innen im deutschen Design?
Bzgl. Darstellung von asiatischen Menschen in Medien allgemein.
Dazu war ich mal bei einem Vortrag, bei dem die Designerin & Illustratorin Leh Hwang ihre Masterarbeit “Not Ok” vorgestellt hat. Darin hat sie vor allem die Darstellung von asiatisch gelesenen Menschen in Medien und Design analysiert. Meistens waren sie voller stereotypischen Darstellungen, die viele rassistische Bilder reproduzieren. Da geht es los mit vermeintlich “asiatischem Verpackungsdesign” bis hin zu rassistischen Schlagzeilen während der Covid Pandemie oder die Hypersexualisierung asiatischer Frauen in Filmen und Fernseh, bis hin zu rassistischen Werbekampagnen.
Was ist deiner Meinung nach das wichtigste Tool/ die wichtigste Eigenschaft von Designer*innen/ Künstler*innen?
Aus einer Social Design Perspektive ist vor allem die Fähigkeit, sich in andere Menschen und deren Probleme hineinversetzen zu können, dass wichtigste Tool, dass ein Designer braucht. Wie willst du sonst für Menschen gestalten, die marginalisiert sind, wenn du nicht einmal ihre Probleme verstehen kannst. Empathisch und kritisch sein, aber immer mit Bedacht auf die eigenen Privilegien.
Wie gehst Du bei der Gestaltung für Kunden mit widersprüchlichen Werten oder Überzeugungen vor? Gibt es da Wege wie Du dich selbst davor schützt?
Ich war bisher zum Glück noch nicht in der Situation, in der ich für Kunden arbeiten musste, die moralisch oder ethisch fragwürdig waren. Natürlich würde ich immer einen Job mit denSelben oder ähnlichen Wertvorstellungen bevorzugen. Aber ich weiß auch, dass die Realität oftmals ganz anders ist und nicht jede Person das Privileg hat zu wählen, mit welchen Kunden man arbeiten möchte oder nicht. Ich persönlich versuche deshalb auch Lohnarbeit und politische Arbeit zu trennen.
Gibt es deiner Meinung nach etwas, das Designer*innen auf gar keinen Fall tun sollten?
Für menschenfeindliche Kunden gestalten. Gestaltung die rassistischen Stereotypen reproduzieren. Standard No Go: Comic Sans benutzen.
Deine liebsten Designer*innen Ressourcen für Tutorials, Programme, Assets, Fotos, Fonts, Mockups und zur Weiterbildung:
Eine Plattform für kritisches Design & Empowerment