Was hat dich dazu inspiriert/ motiviert Designer*in zu werden und kreative Arbeit zu leisten?
Das habe ich fast ausschließlich meinem Dad zu verdanken. Bei jedem meiner Lebensabschnitte war es ihm unglaublich wichtig, dass ich mit Technik in Berührung komme und sie zu meinem Vorteil nutze. Als ich vier war, hatte er mir meinen ersten Laptop gegeben. Manche mögen das vielleicht zu jung finden, aber ich glaube, gerade weil ich so früh Möglichkeiten hatte, meine Kreativität digital auszuleben, bin ich in einem jungen Alter an das Designen gekommen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich im Winter 2012 mit meiner Mutter im Wohnzimmer saß und auf YouTube auf ein Tutorial gestoßen bin, wie man in GIMP ein Wallpaper erstellt. Mich hat das irgendwie so gecatcht, dass es nicht nur beim Wallpaper geblieben ist. Über die Jahre habe ich mich dann in verschiedenen Bereichen ausprobiert und bin dann anschließend bei Product und Brand Design gelandet.
Kannst Du mir von einem aktuellen Projekt erzählen, an dem Du gearbeitet hast, und von den gestalterischen Herausforderungen, mit denen Du konfrontiert warst/bist?
Auch wenn ich die Challenge über die Jahre oft im selben Stil hatte, ist es jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung, der einzige Designer in einem Start-up zu sein. So dumm es klingt: Oftmals fühlt man sich einsam damit. Weil man nicht nur alles von null auf gestaltet, sondern auch seine eigenen Entscheidungen und Ideen challengen muss. Vielleicht lässt sich in einem Team mit anderen Designer*innen diese Verantwortung deutlich einfacher streuen und Dinge gehen schneller, aber allen Downsides zum Trotz: Es macht mir einfach extrem viel Spaß und ich lerne bei jedem neuen Projekt dazu.
Durch welche Ästhetiken und Perspektiven werden deine Arbeiten und Projekte beeinflusst?
Witzigerweise beeinflussen genau die Dinge meine Arbeiten, die weniger mit Design zu tun haben. Ich ziehe super viel Inspiration aus Musik und deren Künstler*innen. Weil es gerade in diesem Bereich so viele Möglichkeiten gibt, sich visuell auszudrücken, findet man unzählige Dinge, die man in seinen eigenen Arbeiten widerspiegeln kann.
Andererseits beeinflussen vor allem meine Freund*innen meine Arbeiten. Viele von ihnen sind so talentiert und ich habe das Gefühl, der gemeinsame Austausch empowert uns in dem, woran wir tagtäglich arbeiten.
Womit sollte sich deiner Meinung nach jede*r Designer*in auseinander setzen und lernen?
Künstliche Intelligenz. Ja, ich weiß, es wird überall erwähnt und man kommt mittlerweile nicht mehr drumherum. Aber es gibt jetzt schon Tools, die unsere Arbeit teilweise ersetzen oder sie sogar besser machen als wir. Ich glaube, KI wird uns nur dann nicht ersetzen können, wenn wir sie richtig verstehen. Oder noch besser: Wir nutzen sie zu unserem Vorteil.
Wie gehst Du bei der Gestaltung für Kund*innen mit widersprüchlichen Werten oder Überzeugungen vor? Gibt es da Wege wie Du dich selbst davor schützt?
Für mich persönlich ist das relativ einfach. Ich nehme keine Aufträge von Kund*innen an, bei denen ich mir sicher bin, dass deren Wertvorstellung und Ziele meinen widersprechen. Dabei beziehe ich mich oft auf die sozialen und politischen Werte. Andererseits ist meine Arbeit so kommerziell, dass es oft schwierig ist, solchen Kund*innen auszuweichen. Wenn ich mir nicht sicher bin, hilft oft ein kleiner Talk mit Kund*innen, um zu checken, ob das ganze auch funktionieren wird. Und auch wenn oft ein schmaler Grat dazwischen liegt, lasse ich mein Bauchgefühl dabei entscheiden.
Gibt es deiner Meinung nach etwas, das Designer*innen auf gar keinen Fall tun sollten?
Sich selbst Limitierungen setzen. Vor allem in der deutschen Design Community fällt mir häufig auch, wie limitierend manche Designer*innen denken und dabei mehr oder weniger ihr eigentliches Potenzial verschwenden. Ich glaube, es ist super wichtig, dass man auch mal Dinge ausprobiert, bei denen man sich zunächst unwohl fühlt. Das hilft einerseits dabei, den eigenen Horizont zu erweitern, und andererseits eignet man sich dadurch vielleicht Skills an, die man so nicht erwartet hätte.
Deine liebsten Designer*innen Ressourcen für Tutorials, Programme, Assets, Fotos, Fonts, Mockups und zur Weiterbildung:
Under Consideration
Type Design Resources
Principles Design
Fonts In Use
Are.na
Eine Plattform für kritisches Design & Empowerment