Hanh Phan wurde 1990 im Schwabenländle mit vietnamesischen Wurzeln geboren. Sie studierte in Mainz Kommunikationsdesign, wo sie seither als Designerin / Art Directorin und Illustratorin arbeitet.
Foto: Andrea Schombara
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Was hat dich dazu inspiriert/ motiviert Designer*in zu werden und kreative Arbeit zu leisten?
Tatsächlich war es nicht mein erster Berufswunsch bzw. Kommunikationsdesign zu studieren habe ich am Anfang nicht in Erwägung gezogen.
Die kreative Arbeit hat mich zwar schon immer sehr fasziniert. Allerdings wollte ich anfangs diese eher mit einem sozialen Bereich kombinieren, weshalb ich zunächst Bildende Kunst studiert habe. Nach dem 4. Semester merkte ich allerdings, dass es doch nicht meinen Vorstellungen entsprach.
Ich möchte keinesfalls dieses Studium abwerten, denn ich habe eine Menge lernen können. Allerdings fehlte mir in der Bildende Kunst das kritische Denken und die Betrachtung der gegenwärtigen Problematiken sowie geeigneten Lösungsansätzen.
Es fühlte sich einfach nicht mehr richtig an, weshalb ich nach anderen kreativen Berufen mit einem möglichen sozialen Bezug gesucht habe. Über diesen Weg habe ich letzten Endes zum Studiengang Kommunikationsdesign gefunden.
Kannst Du mir von einem aktuellen Projekt erzählen, an dem Du gearbeitet hast, und von den gestalterischen Herausforderungen, mit denen Du konfrontiert warst/bist?
Von einem konkreten aktuellen Projekt kann ich nicht wirklich erzählen, da in meinem Berufsalltag immer parallel einige Projekte (zusätzlich zu privaten Projekten) laufen.
Die wesentliche Herausforderung hierbei ist, bei jedem Projekt die eigene Denkweise kundenorientiert anzupassen. Man wird täglich mit neuen Eindrücken und Herausforderungen überrollt und muss lernen, sein Denken mit der Ausführung und der Praxis der Zielgruppe in Einklang zu bringen und dabei in keine Routine zu verfallen, welche die kreative Arbeit stört.
Durch welche Ästhetiken und Perspektiven werden deine Illustrationen und Projekte beeinflusst?
Ich lasse mich gerne von der Natur und Begegnungen mit und von Menschen inspirieren.
Aber auch das japanische Ästhetik Konzept Wabi-Sabi und die Kintsugi Reparaturtechnik und deren Philosophie beeinflussen mich sehr. Ich glaube aber, dass alles, was mich umgibt, meine Arbeit irgendwo beeinflusst. Auch Dinge, die ich im Alltag aufschnappe.
Hast Du schon einmal ein ethisches Dilemma in Deiner Designarbeit bewältigt?
Ich hatte bisher das Glück noch nicht in solch eine Situation geraten zu sein
Wie beziehst Du Elemente sozialer und politischer Themen in deine Entwürfe ein?
Ich habe stets diese Themen im Hinterkopf, nutze sie allerdings nur bei Überschneidungen oder in passenden Momenten.
Womit sollte sich deiner Meinung nach jede*r Designer*in auseinander setzen und lernen?
Wir als Designer*innen sollten lernen uns mit Themen kritisch auseinanderzusetzen und dabei neugierig zu bleiben. Unsere Ideen leben davon, dass wir sie hinterfragen und damit immer neue Lösungswege finden. Wir müssen deshalb auch flexibel bleiben und vor allem lernen, Ideen loszulassen.
Mir sagte mal ein Kollege ‘’Kill your Darlings’’ und ich fand das einfach nur genial! Er hatte absolut Recht damit. Oft hat man eine Lieblingsidee und ist super enttäuscht wenn Kund*innen es nicht verstehen oder diese Idee ablehnen. Manchmal ist es dann aber ganz gut, wenn man sich davon trennt und mit einem neuen Blick herangeht.
Da komme ich auch schon zu einem weiteren Punkt, der extrem wichtig ist: Die Kommunikation!
Natürlich ist es gut wenn wir als Designer*innen mit unseren Designs einen Kundenwunsch und dessen Intention in unsere Arbeiten umsetzen und visuell übersetzen können. Allerdings müssen wir auch lernen, diesen Prozess sowie unser Denken, insbesondere für Nicht-Designer, also Kund*innen zu kommunizieren. Da diese Ideen meist individuell im eigenen Kopf entstehen und für alle Anderen nicht direkt sichtbar sein können.
Welche Konversationen sollten in der Illustration und im Design mehr geführt werden?
Ein sehr wichtiges Thema ist meiner Meinung nach definitiv das Gehalt und den Wert der Arbeit. Mir persönlich fällt es z.B sehr schwer den Wert meiner Arbeit einzuschätzen und bis Heute spreche ich selten mit anderen Designer*innen über konkrete Zahlen. Aber ich finde, das sollte definitiv normalisiert werden, dass wir in unserer Branche mehr darüber sprechen, um auch eine gerechte Entlohnung für Jeden zu erreichen.
Wie gehst Du bei der Gestaltung für Kund*innen mit widersprüchlichen Werten oder Überzeugungen vor? Gibt es da Wege wie Du dich selbst davor schützt?
Es kommt natürlich darauf an, in welche Richtung und in welchen Maßen diese widersprüchlichen Werte oder Überzeugungen gehen und in welchem Arbeitsverhältnis du stehst. Ob du selbstbestimmt als Freelancer eine Entscheidung triffst oder ob du stellvertretend für ein Unternehmen agierst. In beiden Fällen bist du irgendwo leider doch ein Dienstleister. Ich persönlich gehe eigentlich immer direkt ins Gespräch und hake nach oder spreche Punkte an, die ich als ungerecht oder falsch empfinde.
Um mich selbst zu schützen spreche ich auch zusätzlich noch mit Kolleg*innen darüber, um auch ihre Meinungen und ihren Rat einzuholen, aber auch um in manchen Fällen meinen Unmut zu teilen.
Gibt es deiner Meinung nach etwas, das Designer*innen auf jeden Fall tun sollten?
Wir sollten alle voneinander lernen, mehr Verbindungen aufbauen und uns gegenseitig unterstützen und Erfolge gemeinsam feiern, anstatt in der Branche den klischeehaften Konkurrenzkampf zu fördern.
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