Mohamad Fawal ist Art Director und Designer mit libanesischen Wurzeln, der in Berlin lebt und arbeitet. Er fokussiert sich auf Brand Identities, Grafik- und Editorial Design, Typografie und Art Direction für Kund*innen aus Kultur- und Unternehmensbereichen.
Foto: Lena Zimmermann
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Was hat dich dazu inspiriert/ motiviert Designer*in zu werden und kreative Arbeit zu leisten?
Ich würde pauschal sagen, dass es die Neugier war, mir selbst etwas beizubringen. Mit 13 hatte ich damals Photoshop installiert, um YouTube-Banner zu gestalten. Irgendwie habe ich immer etwas entdeckt, was ich spannend fand und am Computer ausprobieren wollte. Dabei habe ich gemerkt, was für spannende Dinge man mit einem Laptop und ein paar Programmen anstellen kann. Ich wünschte, ich könnte etwas interessanter und tiefgründiger auf diese Frage antworten, aber am Ende war es wirklich nur die Neugier für alles – nicht nur für Gestaltung – die mich dazu gebracht hat, im beruflichen Leben auch weiterhin kreative Arbeit zu leisten.
Kannst Du mir von einem aktuellen Projekt erzählen, an dem Du gearbeitet hast, und von den gestalterischen Herausforderungen, mit denen Du konfrontiert warst/bist?
Mein Bachelor-Projekt, was ich seit meinem Abschluss vor mir herschiebe. Ich war nie vollständig zufrieden und wollte nach dem Abschluss noch weiter daran arbeiten. Es handelt sich um ein Magazin, welches kreative und unterrepräsentierte Persönlichkeiten hervorhebt. In dem Magazin finden sich Interviews und die Arbeiten dieser Persönlichkeiten. Die Idee war es, ihnen eine Bühne zu bieten und für Austausch zu sorgen. Beim Prozess habe ich schon gemerkt, dass es unheimlich viel Arbeit ist, da ich nicht nur die gestalterische Rolle, sondern auch die Rolle eines Interviewers eingenommen habe. Dann gab es auch die Frage, wie man sowas gestaltet. Mir war es wichtig am Ende nicht nur die Gestaltung für ein Magazin zu machen, sondern eine Designsprache für die Brand zu erschaffen, wo das Magazin auch unter anderem dazu gehört. Es sollte nicht nur ein Print-Produkt sein, sondern der Anfang für viele kreative Arbeiten, die unter dieser Brand entstehen. Seien es Events, bei denen sich Communities austauschen und begegnen, Kurzfilme, Bücher und so weiter. Daher habe ich die Gestaltung an sich minimalistisch gehalten, ohne den Einsatz von Farben. Damit es jedoch trotzdem spannend bleibt, habe ich die Typografie kräftig und experimentell gehalten.
Durch welche Ästhetiken und Perspektiven werden deine Arbeiten und Projekte beeinflusst?
Grundsätzlich sehr stark durch die minimalistische Schweizer Gestaltung, jedoch aber auch viele Einflüsse von zeitgenössischem Grafikdesign, was super experimentell ist und oftmals verschiedene kreative Disziplinen miteinander verbindet. An sich ist es aber immer sehr spannend, wenn man sich von allem inspiriert, was gar nichts mit Grafikdesign zu tun hat. Seien es Filme, Musik, Bücher, Essays und so weiter.
Wie beziehst Du Elemente sozialer und politischer Themen in deine Entwürfe ein?
Tendenziell beschäftigt man sich damit in der Konzeptionsphase, bevor man erste Entwürfe fertigt. Da versucht man schon am Anfang das Projekt etwas diverser zu gestalten, jedoch ist das von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Nicht jedes Projekt muss mit sozialen und politischen Themen aufgeladen sein, aber da wo es passt, kann man schauen, dass man diese Themen auf eine natürliche Art und Weise inkludiert.
Womit sollte sich deiner Meinung nach jede*r Designer*in auseinander setzen und lernen?
Das ist eine super schwierige Frage, aber im ersten Moment fällt mir ein, dass sich vor allem Studierende bewusst machen sollten, dass die Arbeitswelt ganz anders aussieht, als die gut behütete Studiums-Bubble.
Wie gehst Du bei der Gestaltung für Kund*innen mit widersprüchlichen Werten oder Überzeugungen vor? Gibt es da Wege wie Du dich selbst davor schützt?
Das ist natürlich schwierig. Ich habe diese Erfahrung bisher nicht machen müssen, aber ich kann mir vorstellen, dass sich nicht alle Designer*innen eine Art Kampf mit Kund*innen leisten können beziehungsweise das Privileg haben, um auf solche Kund*innen verzichten zu können.
Gibt es deiner Meinung nach etwas, das Designer*innen auf gar keinen Fall tun sollten?
Sich unter Wert verkaufen. Wenn man erstmal in der Branche arbeitet, merkt man, wie sehr sich viele Designer*innen unter Marktwert verkaufen, obwohl sie für ihre Arbeit viel mehr verlangen könnten. Damit sind jetzt aber keine kleinen Herzensprojekte für Freund*innen gemeint, auch wenn man da immer differenzieren muss und aufpassen sollte, dass man nicht ausgenutzt wird.
Was ich abgesehen davon nie machen würde, und auch durch die fehlenden finanziellen Mittel nicht hätte machen können, ist ein unbezahltes Praktikum. Das war für mich immer eine Red Flag.
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