Was hat dich dazu inspiriert/ motiviert Designer*in zu werden und kreative Arbeit zu leisten?
Ehrlich gesagt einfach Intuition. Den Wunsch hatte ich schon seit ich klein war und er ist immer größer geworden, egal was ich anderes ausprobiert habe. Ich konnte gar nicht anders.
Kannst Du mir von einem aktuellen Projekt erzählen, an dem Du gearbeitet hast, und von den gestalterischen Herausforderungen, mit denen Du konfrontiert warst/bist?
Ich hab mich dieses Semester in meinem Designprojekt (Hauptfach) das erste Mal mit meinen kulturellen Wurzeln auseinandergesetzt. Konkret geht es um die Regenzeit in Pattani, der Region aus der meine Familie stammt. Vor dem Hintergrund, dass die Meerespiegel steigen, fand ich es super spannend mich damit zu beschäftigen, dass in anderen Teilen der Welt Menschen schon jahrhundertelang mit flutartigem Regen leben und was Europa davon lernen kann.
Ich hab für den Look versucht, bestimmte Merkmale der archetypischen Kleidungsstücke aus Pattani mit europäischen Archetypen zu verbinden und daraus neue Silhouetten zu entwickeln.
Herausgefordert hat mich hauptsächlich Zeitdruck & Prokrastinieren & Selbstorganisation.
Außerdem hab ich währenddessen gemerkt, dass ich die Arbeit am Thema im Unikontext sehr unterschätzt habe. Außer mir gab es im Kurs von ca. 15 Personen nur zwei weitere nicht-weiße Menschen. Ich hab mich mit meinem Thema oft alleine und vielleicht sogar unverstanden gefühlt. Die Fakultät bemüht sich sehr, sich langsam mehr mit Themen wie kultureller Aneignung und Diversität auseinander zu setzen - Themen die in der Modewelt und vor allem -geschichte extrem aufgearbeitet werden müssen, trotzdem hab ich mich als Außenstehende gefühlt, deren Thema gegenüber sehr vorsichtig begegnet wurde. Hier würde ich mir Kompetenzvermittlung auf struktureller Ebene für die Lehrenden wünschen.
Welche Ästhetiken oder Themen interessieren dich gerade am meisten?
Das kann ich vielleicht gar nicht so konkretisieren… Themen irgendwie Selbstoptimierung und Perfektionismus. Ästhetik ändert sich ständig. Auf jeden Fall always 90s, gerade liebe ich Space Age (wie ein Instagram-Victim)
Was sind für dich die besten oder die schlimmsten Parts am Mode-Designer*innen dasein?
Das Schlimmste ist für mich die Hoffnungslosigkeit auf eine richtige internationale Karriere. Die Modeindustrie ist so eine prestigeträchtige Welt und lebt von so alten, exklusiven Strukturen. Alle sagen einem, Erfolg ist nicht unbedingt erreichbar. Das vermittelt stetig ein Gefühl des Nicht-Gut-Genug-Seins.
In welcher Form beschäftigst du dich mit den ethischen Aspekten deiner Entwürfe? (z.B. Hersteller*innen, Stoffe und Recycling)
So gut es mir möglich ist. Das Thema schwingt bei mir auf jeden Fall immer mit. Fakt ist: Wer nachhaltig arbeiten will und gestalterisch frei sein will, braucht Geld. Ich bediene mich oft an Stoffen aus bereits vorhandenen Kleidungsstücken (Flohmarkt-Finds, was ich noch so im Kleiderschrank hab …), aber mich darauf beschränken möchte ich nicht, denn das würde meine Gestaltungsmöglichkeiten sehr einschränken.
Womit sollte sich deiner Meinung nach jede*r Mode-Designer*in auseinander setzen und lernen?
Neben dem Fachlichen:
Kolonialgeschichte und wie die Modeindustrie sie fortführt
Lack of Diversity in der Modebranche
die Modeindustrie unter dem Aspekt der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit
& dann alles was einen persönlich weiterbringt
Wie findest Du die Repräsentation und Darstellung im Mode-Design?
Das kommt ein bisschen darauf an, welche Brands man anschaut. Vielleicht kann man auch schon einen Wandel hin zu mehr Diversität in der Repräsentation und Darstellung ausmachen. Diskriminierung geschieht nach wie vor täglich.
Wie denkst Du über die Rolle des Designs bei der Gestaltung der Zukunft?
Modedesign ist für mich aus der Retrospektive immer, als würde eine Person den Zeitgeist seines Momentes einfangen und aus seiner Perspektive, die von gesellschaftlichen Trends, Themen und Meinungen geprägt ist, festhalten. Insofern hat Modedesign eine dokumentarische und analytische Rolle. Als Designer:in fühlt man sich immer unter Druck, die Zukunft vorherzusagen oder zu gestalten, indem man Kleidung ein Jahr im Voraus entwirft, die hoffentlich dem Zeitgeist und dem Lebensgefühl der Zielgruppe in der Zukunft entspricht. Da liegt aber auch das Interessante und der Spaß: alle politischen und gesellschaftlichen Themen können hier Platz finden.
Je nachdem, auf welche Themen der Fokus gelegt wird, können Designer:innen meiner Meinung nach wirtschaftsökologisch, ökonomisch, und meinungsprägend mitgestalten.
Gibt es deiner Meinung nach etwas, das Designer*innen auf gar keinen Fall tun sollten?
don’t forget ur own truth in this madness (:
Deine liebsten Designer*innen Ressourcen für Tutorials, Programme, Assets, Fotos, Fonts, Mockups und zur Weiterbildung:
Salomé Gomis-Trezise (Fotografin)
No Sesso (Label)
Brandon Choi (Label)
Melitta Baumeister (Label)
AMESH (Label)
Abdouraham Njie (Director)
Hed Mayner (Brand)
Eine Plattform für kritisches Design & Empowerment