Yvonne ist Designerin und wohnt abwechselnd in ihrer Heimatstadt Düsseldorf und in Südtirol, wo sie Öko-soziales Design an der Freien Universität Bozen /Bolzano studiert. Bevor sie sich dieser kuturellen Designdisziplin widmete, studierte sie klassisches Industriedesign. Mit dieser Qualifikation arbeitete sie in einer Agentur für Verpackungsdesign und gründete zudem ein Unternehmen zum Vertrieb einer ihrer eigenen Produktideen. Nachdem die ersten Verwirklichungen in Agentur und Start-up vergangen waren, fühlte sie sich in der Konsumgüterindustrie zunehmend fremdbestimmt. Sie erkannte die systematische ökologische und soziale Ausbeutung der Industrie und entschloss sich schließlich gegen die Reproduktion der globalen ökologisch-sozialen Ungleichheiten und für eine berufliche Transformation. Sie setzt sich seitdem im Rahmen ihres Masterstudiums mit ihrer kreativen Arbeit für Solidarität und Freiheit ein. In ihrem letzten Projekt beschäftigte sie sich mit partizipativer Demokratie, Empowerment und Inklusion.
Was hat dich dazu inspiriert/ motiviert Designer*in zu werden und kreative Arbeit zu leisten?
Ich habe, seitdem ich denken kann, gemalt und gebastelt und später Dinge und Räume gestaltet. Ich folge mit der kreativen Arbeit meinem persönlichen inneren Antrieb.
Kannst Du mir von einem aktuellen Projekt erzählen, an dem Du gearbeitet hast, und von den gestalterischen Herausforderungen, mit denen Du konfrontiert warst?
Im Wintersemester 2022/23 habe ich in Zusammenarbeit mit Yeva Kupchenko und Iraitz Gerriko das Projekt Orizzonte erarbeitet. Es entstand im Rahmen des Masters Eco-social Design an der Universität Bozen/Bolzano in Kooperation mit der lokal ansässigen sozialen Kooperative Officine Vispa. Das Projekt Orizzonte unterstützt die Ideen partizipativer Demokratie und verbreitet sie durch die Methodiken der Moderation und Leitung von Gruppenaktivitäten.
Die Kultivierung demokratischer Werte und Gewohnheiten kann als eines der Werkzeuge zur Transformation der imperialen Narrative angesehen werden, die vielen von uns seit ihrer Geburt aufgezwungen wurden. Letztere propagieren die Prinzipien der Ausschließung, Ausbeutung und andere Ideen, die sich gegen gefährdeten Gruppen von Menschen und Nichtmenschen richten. Eine der Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren, besteht darin, die Werte der Demokratie als Lebensweise zu fördern.
Die erste Herausforderung unseres Projektes war es, die theoretischen Ideen in die Praxis unseres Projektpartners zu übersetzen. Einen ersten Einblick bekamen wir durch ein persönliches Interview mit einem der Manager der Kooperative. Anschließend nahmen wir an einem der wöchentlich stattfindenden Kochworkshops teil und gestalteten für 4 der Workshops experimentelle Interventionen, um die Partizipation aller Teilnehmenden zu fördern. Als Projektabschluss entwarfen wir ein Toolkit, um unsere Ideen nachhaltig mit allen zu teilen, die daran interessiert sind, demokratische Partizipation in der Gruppe zu praktizieren. In 5 Schritten leitet es den/die Initiator*in an, Gruppenaktivitäten zu leiten und zu moderieren. Die horizontale Organisation minimiert die Hierarchien zwischen den Teilnehmer*innen. Es ermöglicht allen Beteiligten, insbesondere denen mit geringerer Macht, Entscheidungen sowohl gemeinsam als auch unabhängig von denen in höheren Positionen zu treffen. In dem semi-partizipativen Design Prozess war unsere größte Herausforderung die Begrenztheit von Zeit und Energie; Unser Toolkit steht allen Interessierten als PDF zum Ausdrucken und Ausprobieren zur Verfügung. Wir freuen uns über Erfahrungsberichte und Austausch:
Was ist deiner Meinung nach das wichtigste Tool/ die wichtigste Eigenschaft von Designer*innen/ Künstler*innen?
Kreative Recherche Tools, die es uns ermöglichen unsere Umwelt aus unterschiedlichen und konträren Perspektiven wahrzunehmen.
Welche Konversationen sollten im Design mehr geführt werden?
Was passiert mit unseren Designs nach ihrer Nutzung oder bei Nicht-Nutzung?
Gibt es deiner Meinung nach etwas, das Designer*innen auf jeden Fall tun sollten?
Trust the process
Deine liebsten Designer*innen Ressourcen für Tutorials, Programme, Assets, Fotos, Fonts, Mockups und zur Weiterbildung:
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